Am Samstag hat die Stadt Köln Anwohner*innen und die interessierte Stadtgesellschaft über das Entwicklungsgebiet Mülheimer Süden in einer großräumig angelegten Openair-Veranstaltung informiert. Das war auch höchste Zeit: denn die Verunsicherung ist groß und das Rätselraten über frühzeitig abgebaute Kräne und wandernde Sandberge irritiert die Anwohner*innen schon seit geraumer Zeit.
Früher einmal die Heimat von Industrie, zwischendurch die Heimat von Kunst und Kultur, später einmal die Heimat von Menschen, die genug verdienen, um teuere Mieten zu zahlen – diese Form von Stadtentwicklung nennt man „Gentrifizierung“ oder gentrification. Der Prozess verläuft nach einem bestimmten Muster: Angezogen durch niedrige Mietpreise sowie zunehmend attraktivere Lagen, werden einzelne Stadtteile für „Pioniere“, das sind Studenten, Künstler und Subkultur, attraktiv.
Im ehemaligen Lokschuppen der Werksbahn, angrenzenden kleineren Gebäuden und einer größeren Freifläche am Mülheimer Hafen weht ein neuer, frischer Wind. Ab diesem Sommer hat das Lindgens Restaurant den gastronomischen Betrieb übernommen. Außerdem wird der jüngst gegründete HafenAkademie e. V. auf dem Gelände das Urban Gardening Projekt weiter betreiben und kulturelle Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene koordinieren.
An einem jener ersten strahlenden Nachmittage im April in der nördlichsten Stadt Italiens, die frischgrünen Parks saugen Leben ein und die Herzen beginnen zu schaukeln, besucht der Autor „raum 13“ in der Deutz-Mülheimer Straße 147-149 auf dem ehemaligen Industriegelände von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD). Auch Anja Kolacek und Marc Leßle, die beiden Inhaber der gemeinnützigen Gesellschaft raum13, sind aufgeräumter Stimmung.
Mülheimer Süden. Entlang der Deutz-Mülheimer Straße entsteht ein neues Stadtquartier für fast 10.000 Menschen. Wo einst Motoren gebaut wurden, entwickeln mehrere Investorengruppen in den nächsten Jahren gemischte Quartiere für Wohnen und Arbeiten.
Mülheimer Süden. Mit der Erschließung des Mülheimer Südens entsteht auf einer bislang industriell genutzten Fläche ein komplett neuer Stadtteil Mülheims. In dem gesamten Gebiet werden knapp 3.000 neue Wohnungen für etwa 10.000 Menschen entstehen.
Mülheimer Süden. In den letzten Monaten hat es landesweit, besonders aber in Köln die neue Zielsetzung zur Förderung von Wohnungsbau in den Großstädten gegeben mit der Folge, dass auch die Ergebnisse des Werkstattverfahrens Mülheim-Süd noch einmal überarbeitet wurden. Dabei wurden weitere historische Industriehallen zum Abriss vorgesehen. Das aber lässt sich mit der historischen Bedeutung des Ortes nicht vereinbaren.
Mülheimer Süden. Wenn man an der Deutz-Mülheimer Straße entlang geht - nicht fährt- kann man an Mülheims Industrieanlagen seinen Entdecker-Geist neu aufleben lassen. Dunkle, marode Backsteingebäude und verlassene Fabrikhallen mischen sich mit hektischen Baustellen und modernen Neubauten.