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Keupstraße 2.0

Geschäfte, Wohnungen und NSU Denkmal

18.1.2019, Keupstraße. Der Künstler Ulf Aliminde zeichnet mit pinkfarbener Sprühfarbe die Umrisse des von ihm entworfenen Denkmals auf der Keupstraße/Ecke Schanzenstraße nach. Foto: Eva Rusch
18.1.2019, Keupstraße. Der Künstler Ulf Aliminde zeichnet mit pinkfarbener Sprühfarbe die Umrisse des von ihm entworfenen Denkmals auf der Keupstraße/Ecke Schanzenstraße nach. Foto: Eva Rusch

von Tim Lücke

 

Der Stadtteil Mülheim ist in Bewegung, soviel steht fest. Zumindest trifft das auf die baulichen Maßnahmen in Mülheim zu. Das Carlswerk ist bereits voll ausgelastet (siehe Carlswerk ausgebucht!) und das I/D Cologne Gelände nimmt zügig Form an. Firmen, wie Design Offices oder das Tech-Unternehmen Cancom haben sich bereits dort angesiedelt. Auf dem schickem Vorplatz mit Restaurants und Springbrunnen trifft sich die neue Tech-Elite Kölns. E-Werk, Palladium und Club Volta sind direkt um die Ecke und laden dazu ein sich die strahlend weißen Turnschuhe mal so richtig schön abzurocken. 

 

Ein paar Meter weiter, auf der Keupstraße, sieht es dann schon wieder ganz anders aus. Auch hier gibt es viele weiße Turnschuhe, dem anscheinend universell verbindenden Statussymbol, das sowohl von Christian Lindner als auch von vierzehnjährigen Jungs und Mädels auf der »Keup« geschätzt wird. Aber der Kontrast zwischen dem neu entstehenden Gelände im Schanzenviertel und dem Keupviertel ist nur schwer zu leugnen. 

 

Während das Schanzenviertel von Startups, Franchise Unternehmen und Konzernfilialen dominiert wird, ist die Keupstraße berühmt für seine hervorragenden türkischen Restaurants, sowie eine Vielzahl an Juwelieren und Einzelhandelsgeschäften. Zudem ist das Keupviertel in erster Linie ein Wohnviertel. 

 

Aber vielleicht gibt es die Möglichkeit, die beiden Gebiete zu verbinden und sogar ein konstruktives Miteinander zwischen diesen zwei doch sehr unterschiedlichen Quartieren anzustoßen. Genau das ist das Ziel der Gentes Gruppe, die nun den südlichsten Teil des ehemaligen Güterbahnhof Geländes bebauen wird. 

 

Bis spätestens Anfang 2026 soll an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße ein Gebäudekomplex entstehen, den Michael Krause, geschäftsführender Gesellschafter bei Gentes, als »Auftakt« zum Schanzenviertel, aber auch als »Übergang« zum Keupviertel, beschreibt. Eine großzügig geschnittene Querachse wird die Haltestelle Keupstraße direkt mit dem Vorplatz des I/D Cologne verbinden. Geplant ist außerdem, die Mauer, die die Ecke Keupstraße/Schanzenstraße umgibt, zu entfernen, um dort zusätzlichen Raum für Fußgänger zu schaffen. 

 

Im Erdgeschoss der beiden Gebäude werden Räume für den Einzelhandel und einen Supermarkt geschaffen, der die Nahversorgung der Menschen im umliegenden Gebiet verbessern soll. Der Übergang zum Keupviertel wird aber vor allem durch den Bau von zirka 320 neuen Wohnung geschaffen. Dadurch soll dringend benötigter Wohnraum entstehen für die Menschen, die in den umliegenden Gebieten arbeiten, was wiederum zu einer Verringerung des ohnehin sehr hohen Verkehrsaufkommens führen soll. Außerdem wird es laut Michael Krause dazu beitragen, dass auch das Schanzenviertel nach Geschäftsschluss mit Leben gefüllt bleibt. 

 

Die Ecke Keupstraße/Schanzenstraße: Es sollen im Erdgeschoss Ladenlokale, darüber Wohnungen, entstehen. Auf der Ecke wird das NSU Denkmal Platz finden. Grafik: Gentes Gruppe.
Die Ecke Keupstraße/Schanzenstraße: Es sollen im Erdgeschoss Ladenlokale, darüber Wohnungen, entstehen. Auf der Ecke wird das NSU Denkmal Platz finden. Grafik: Gentes Gruppe.

Mit dem Satz: »Im Spiegel der Symbolkraft des Ortes, gewachsen am Diskurs mit der Nachbarschaft.« bewirbt die Gentes Gruppe dieses Vorhaben auf ihrer Webseite. Hört sich erstmal nach einem schönen Werbeslogan an. Aber tatsächlich hat sich die Gentes Gruppe mit den Menschen und der Geschichte der Keupstraße auseinandergesetzt. Das Ergebnis dieses Austauschs ist, dass Gentes einen Teil seines Geländes für die Errichtung des Mahnmals des Nagelbombenattentats von 2004 auf der Keupstraße zur Verfügung gestellt hat. Laut Beschluss der Bezirksvertretung wird dieser Ort als öffentlicher Raum unter dem Namen »Birlikte Platz« umgewidmet. Die Besucher können sich dort über ein öffentliches WLAN wechselnde dokumentarische Filme zum Attentat und der Problematik von Rassismus in unserer Gesellschaft anschauen. 

 

Ob das Konzept der Gentes Gruppe aufgeht, wird sich zeigen müssen. Aber eines ist sicher: Man hat sich Gedanken gemacht, die Idee ist gut und das Konzept hat Potential. Nicht nur für das Schanzenviertel, sondern auch für die Keupstraße und ihre Umgebung.

 

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