Kulturkirche Buchforst
Von Judith Tausendfreund
Sie ist ein wenig versteckt, man kennt sie oder man kennt sie eben auch nicht. Die Kulturkirche Ost befindet sich in der Kopernikusstraße – das ist keine Durchgangsstraße. Alle Besucher dieser Straße kommen gezielt vorbei, zum Beispiel um in die nahe gelegene Grundschule zu gehen. Oder aber diese Kirche zu besuchen.
Erbaut wurde sie Mitte der 60ziger Jahre. Eingeweiht dann 1968, zu Zeiten von Woodstock, freier Liebe und radikaler politischer Umbrüche. Die Architekten Georg Rasch und Winfried Wolsky gestalteten den evangelischen Kirchenbau mit Gemeindezentrum nach damals modernen Ideen. Es war die Nachkriegszeit, die wirtschaftlichen Aufschwung mit sich brachte und es war auch die Zeit, in der die evangelische Kirche viel Zuspruch erfuhr und zumindest in Köln viele neue Kirchen und Gemeindezentren entstehen ließ. Heute sieht das anders aus, immer wieder werden Kirchen entwidmet, meist aus finanziellen Beweggründen. Dabei entstehen auch neue Nutzungen, neue Ideen.
So erging es auch der Auferstehungskirche in Buchforst, die zur Kulturkirche wurde. Architektonisch hat sich wenig geändert, zum Glück – gerade diese Architektur wurde vielfach und auch international oft gelobt. Das Gebäude hat die Form eines unregelmäßigen Tetraeders. Die beiden senkrecht stehenden Elemente bestehen aus Beton. Innen ist alles vor allem karg – passend zu den damaligen Gestaltungsideen und auch passend zum damaligen ästhetischen Empfinden. Schräg platzierte Holzbänke, ein kleiner Altar. Durch die im Dach montierten Lichtbänder entsteht ein beeindruckendes Licht, andere Effekte schaffen eine durchaus bemerkenswerte Atmosphäre – und dies trotz aller Schlichtheit. Dieser Raum lädt ein. Zum Bleiben, zum Schauen, zum Durchatmen.
1992 wurde die Kirche und der anliegende Platz unter Denkmalschutz gestellt. 2005 entschloss sich die evangelische Gemeinde, das Ensemble zu verkaufen. Ende 2007 erhielt die GAG Immobilien AG den Zuschlag für das Buchforster Gotteshaus, der Verkauf wurde im Rahmen des Modellprojektes „Kirchenumnutzungen Nordrhein-Westfalen“ der Landesregierung zur Umnutzung ehemaliger Sakralbauten organisiert. Übrigens war die Auferstehungskirche die einzige Kirche im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und der Region, die durch dieses Modellvorhaben gefördert wurde und auch für die GAG war dieser Schritt ein wenig Neuland. Wohnungen, das Business kannte man. Doch eine Kirche, das war neu.
650.000 Euro nahm die GAG damals für die Instandsetzung in die Hand. Es wurde renoviert, außen und innen wurde die Kirche in den Originalzustand der sechziger Jahre versetzt. Der zu beachtende Denkmalschutz stellte einige Herausforderungen an alle Beteiligte. 2012 fand die Wiedereröffnung statt. Und seitdem ist es nicht still geworden an diesem Ort. Kunst und Kultur sind eingezogen, zumindest immer mal und immer mal wieder. „Dass sich hier so ein toller Ort versteckt, hätte ich nie gedacht.“ – Diesen Satz formulieren viele. Immer wieder, weil es vielen immer wieder so geht. Der ein oder andere Künstler ließ sich schon zu Statements hinreißen: „Es ist ja eher eine Buchforster Philharmonie“, meinte etwa Konrad Beikircher. „Dolle Kirche hier“, fasste es Klaus Staeck zusammen.
Wer sich das jetzt alles noch immer nicht vorstellen kann, dem sei zum Beispiel die Benefiz-Kunst-Ausstellung von Irmel und Felix Droese empfohlen. Am Donnerstag, 30. Mai, um 20 Uhr laden die beiden Künstler alle interessierten Gäste ein, vorbeizukommen. Kunstexpertin Irene Daum hält eine Eröffnungsrede, die beiden Künstler sind anwesend. Irmel Droese war Meisterschülerin von Joseph Beuys, von dessen performativer Fluxus-Kunst und erweitertem Kunstbegriff sie geprägt wurde. Irmel Droeses Markenzeichen sind: Improvisation von Stimmen, Improvisationstheater, selbstgeschaffene Handpuppen, Zeichnungen, Grafiken, Malerei, Textilkunst und Fotografie. Felix Droese verließ die Schule ohne Abitur und arbeitete zunächst als Landvermessungsgehilfe. Er studierte von 1970 bis 1976 ebenfalls an der Düsseldorfer Kunstakademie, hauptsächlich in der Joseph-Beuys-Klasse. Es geht ihm oft um Fragen des Geldes und der Ökonomisierung: 2003 bot er Aldi Süd 20.000 signierte Druck „Silberfinger und Wind, Wasser, Wolken“ für ein Künstlerhonorar von 1,- Euro pro Stück an. Aldi bescherte dies 200.000 Euro Einnahmen und Felix Droese nannte diese Aktion Grundversorgung – sicherlich wird es ein sehr spannender Abend werden.
Auch vorher gibt es Ausstellungen und mehr, alle Termine stehen hier: www.kulturkirche-ost.de
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