Wohnen, Arbeiten und Naherholung
von Eva Rusch
Fotos: Eva Rusch und Benja Weller
Mülheimer Süden. Entlang der Deutz-Mülheimer Straße entsteht ein neues Stadtquartier für fast 10.000 Menschen. Wo einst Motoren gebaut wurden, entwickeln mehrere Investorengruppen in den nächsten Jahren gemischte Quartiere für Wohnen und Arbeiten.
Die Stadt Köln hat im Jahr 2014 in dem sogenannten Werkstattverfahren „Mülheimer Süden (inklusive Hafen)“ einen städtebaulichen Masterplan unter der Beteiligung von Bürgern, Künstlern und Fachleuten für Städtebau und Landschaftsplanung vorgelegt. Wir haben für Sie den Stand der Planungen bei den Investoren abgefragt und in einer Infografik zusammengestellt.
Die Claims sind unter den Eignern abgesteckt, die ca. 1,9 Milliarden Euro in die Industriebrachen für die Erschließung, Miet- und Eigentumswohnungen sowie für gewerbliche Nutzungen investieren werden. Einzig im Bereich des „Otto-Langen-Quartiers“ und in den „Deutz Quartieren“ besteht vermutlich – nach „Urbarmachung“ – noch die Möglichkeit, Baugrund zu erwerben.
Interviews mit Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs und dem Experten Walter Buschmann geben Auskunft über die Bedeutung des Mülheimer Südens für Stadtbezirk und -historie. Diese finden Sie auf folgenden Links:
Planungsübersicht Mülheimer Süden
Otto-Langen-Quartier
Eigentümer/Investoren: NRW.URBAN GmbH & Co. KG im Treuhandauftrag des Grundstücksfonds NRW, kleinere Anteile gehören der Eggerbauer GbR sowie der GERCHGROUP
Investitionssumme: ca. 20 Mio. Euro für Sanierung, Herrichtung und Erschließung
Größe der Gesamtfläche: ca. 5 ha
Bruttogeschossfläche: ca. 85.000 qm
Stand Bebauungsplan: in Bearbeitung, frühzeitige Bürgerbeteiligung Oktober 2016
Denkmalgeschützte Gebäude: Otto-Langen- bzw. Möhring-Halle (Eigentum NRW.URBAN), Verwaltungsgebäude Deutz-Mülheimer Straße (Eigentum Eggerbauer GbR)
Arten der Nutzung: überwiegend Wohnen im Neubau, gewerbliche, gastronomische und kulturelle Nutzungen im Bestand
Bestandsnutzer: Institutionell gefördertes Kunstprojekt »Deutzer Zentralwerk der schönen Künste«, betrieben durch die raum13 gGmbH Anja Kolacek / Marc Leßle im ehemaligen Verwaltungstrakt der DEUTZ AG
Architekten/Planer: noch offen
Anzahl der entstehende Wohnungen: ca. 500
Davon öffentlich geförderter Wohnungsbau: max. 30 %
Anzahl der Gewerbeeinheiten: noch offen, ca. 10.000 qm Grundfläche
Baubeginn: 2018 (Sanierung), ab ca. 2012 Baubeginn Hochbau
Mögliche Bauabschnitte: Aufteilung in Lose geplant, getrennt nach Wohnungsbau und Gewerbe
Besondere Herausforderungen: Kegelschiffradius (300 m um Anlegestelle im Mülheimer Hafen), Altlastensituation, Umnutzung bestehender Industriehallen
Besondere Highlights/Innovationen: Wohngruppen-Projekte und soziale Mischung, Entwicklung eines hochwertigen innerstädtischen Quartiers mit hohen energetischen Anforderungen und Umsetzung des Mobilitätskonzepts
Lindgens Areal
Eigentümer/Investor: Lindgens & Söhne GmbH & CO.KG / Lindgens-Areal Projekt GmbH & Co.KG (Hamacher/WvM)
Investitionssumme: ca. 150.000.000 Euro
Größe der Gesamtfläche: ca. 39.700 qm
Bruttogeschossfläche: ca. 71.000 qm
Stand Bebauungsplan: Erarbeitung der Fachgutachten vor 4.2er-Beteiligung der Fachämter
Denkmalgeschützte Gebäude: Mennigehalle, Rohrhalle, Harbour.Club Event
Arten der Nutzung: Wohnen, Büros, Lofts, Gastronomie, Bäckerei, Kaffeerösterei, Kita, Eventhalle, Grillschule, Parkhaus, Boardinghouse
Bestandsnutzer: Dock.One Event, Santos Grillhandel und Grillschule, Harbour.Club Event, Lindgens Kantine, diverse Büros und Agenturen, Penox hat seinen Betrieb im Dezember 2017 eingestellt
Architekten/Planer: trint+kreuder d.n.a / Stottrop Stadtplanung
Anzahl der entstehende Wohnungen: ca. 360
Davon öffentlich geförderter Wohnungsbau: in der Abstimmung
Anzahl der Gewerbeeinheiten: ca. 75
Mögliche Bauabschnitte: 4
Erstbezug: 2021
Herausforderungen: Hochwasserschutz westlich der Hafenstraße
Highlights/Innovationen: Zusammenspiel historischer und neuer Bausubstanz
Baubeginn: 2019
Cologneo I
Eigentümer/Investor: Cologneo I GmbH & Co. KG
Investitionssumme: ca. 373.500.000 Euro
Größe der Gesamtfläche: 67.885 qm
Bruttogeschossfläche: ca. 120.000 qm
Stand Bebauungsplan: rechtskräftiger Bebauungsplan aus April 2015
Denkmalgeschützte Gebäude: Waggonhalle, Eckiger Rundbau, Gummifädenfabrik
Arten der Nutzung: Wohnen, Büro, Hostel, Veranstaltung, Hotel, Kita etc.
Bestandsnutzer: Bestandsmieter aus der Kreativwirtschaft
Architekten/Planer: kadawittfeldarchitektur, Aachen; ROBERTNEUN Architekten, Berlin; Schilling Architekten, Köln; Kirsch Architekten, Köln
Anzahl der entstehende Wohnungen: 484 (30–170 qm)
Davon öffentlich geförderter Wohnungsbau: -
Fläche der Gewerbeeinheiten: 32.410 qm
Baubeginn: 2016 erfolgt (Kita)
Erstbezug: Kita Sommer 2018
Besondere Herausforderungen: Bei dieser Industriebrache mit historischem Hintergrund gilt es, die Seele des Ortes zu erhalten und in eine moderne Form im Sinne des Weiterbauens zu übertragen
Ein großer bunter Blumenstrauß: Realisierung vieler verschiedener Nutzungsarten und aller Arten von Gebäudetypen
Besondere Highlights/Innovationen: Nachhaltigkeitskonzept mit regenerativen Energien, u. a. Erdwärme sowie ökologische Bau- und Dämmstoffe. // Digitales Bauen: BIM (Building Information Modeling) wird in der Planung umgesetzt. // Smart-Home-Technologien und digitaler Vermietungsprozess. // Kompakte Grundrisse und Flächeneffizienz in der Grundrissgestaltung
Cologneo II
Eigentümer/Investor: Euroforum West GmbH & Co. KG sowie Euroforum Mitte GmbH Co. KG
Investitionssumme: ca. 350.000.000 Euro
Größe der Gesamtfläche: ca. 45.000 qm
Bruttogeschossfläche: ca. 90.600 qm
Stand Bebauungsplan: Erarbeitung der Fachgutachten zur Träger- und Dienststellenbeteiligung nach § 4 (2) BauGB
Denkmalgeschützte Gebäude: keine
Arten der Nutzung: überwiegend Wohnnutzung, anteilig Gewerbe- und Einzelhandelsnutzungen (z. B. Büro, Hotel, Gastronomie, Versorgung des täglichen Bedarfs etc.)
Bestandsnutzer: derzeit keine
Architekten/Planer: kadawittfeldarchitektur/Aachen mit FSWLA Landschaftsarchitektur/Düsseldorf
Anzahl der entstehenden Wohnungen: ca. 600
Davon öffentlich geförderter Wohnungsbau: in der Abstimmung
Anzahl der Gewerbeeinheiten: ca. 50
Baubeginn: Ende 2019
Mögliche Bauabschnitte: 4
Erstbezug: Ende 2022
Besondere Herausforderungen: Bauvorhaben innerhalb des festgesetzten Überschwemmungsgebiets, in unmittelbarer Nähe der Bahntrasse sowie dem bestehenden Hafengelände in Mülheim
Besondere Highlights/Innovationen: Konversion einer ehemaligen Industriefläche zu einem urbanen Stadtquartier mit Integration einer Grundschule sowie einer großzügigen Grünlandschaft im Anschluss an den bestehenden Auenweg. Oberirdisch autoverkehrsfrei, mit Car- und Bikesharingangeboten. Ausbildung einer neuen ‚Stadtkante‘ mit Signé-Wirkung als Auftakt für die Gesamtentwicklung Mülheim-Süd
Stegerwaldsiedlung
Eigentümer/Investor: Deutsche Wohnungsgesellschaft mbH (DEWOG)
Größe der Gesamtfläche: ca. 313.000 qm (Stegerwaldsiedlung)
Wohnfläche: zusätzlich zur Wohnfläche des Bestands ca. 5.330 qm Wfl. durch DG-Aufstockung/-ausbauten
Stand Bebauungsplan: § 34 BauGB
Bestandsnutzer: Mieterschaft der in der Mitte der 1950er gebauten Siedlungs-Mehrfamilienhäuser
Architekten/Planer: Architekturbüro Dieter Nattmann, Bergisch Gladbach (DG-Wohnungen)
Anzahl der entstehende Wohnungen: ca. 100
Davon öffentlich geförderter Wohnungsbau: zu klären
Baubeginn: September 2015
Mögliche Bauabschnitte: 3
Erstbezug: 1.12.2016 (1. BA), 1.5.2018 (2. BA), 1.5.2019 (3. BA)
Besondere Herausforderungen: Umfangreiche Baumaßnahmen im Bereich der Dachgeschossausbauten im Zusammenhang mit durch die EU geförderten, energetischen Modernisierungsmaßnahmen im EU-Projekt „GrowSmarter“ und limitierter Mietpreissteigerung
Besondere Highlights/Innovationen: Primärenergie- und CO2- reduzierte Wärmeversorgung durch Rheinenergie AG mittels aus Photovoltaik erzeugter Strommengen zum Betrieb von Luftwärmepumpen mit Fernwärme als Spitzenlast. Eine zusätzliche Flexibilität der Anlagen wird durch den Einsatz von Batteriespeichern gewährleistet
Baubeginn: 2015
Deutz Quartiere
Eigentümer/Investor: GERCHGROUP Köln DQ 1-21 UG (hb)
Investitionssumme: ca. 1 Mrd. Euro
Größe der Gesamtfläche: ca. 160.000 qm
Bruttogeschossfläche: ca. 294.000 qm
Stand Bebauungsplan: in Abstimmung mit der Stadt Köln
Denkmalgeschützte Gebäude: 1-2
Arten der Nutzung: Wohnen, Nahversorgung, Gesamt-Schule, Kita
Anzahl der entstehende Wohnungen: Festlegung im Rahmen der Hochbauplanung
Davon öffentlich geförderter Wohnungsbau: entsprechend dem kooperativen Baulandmodell Köln
Anzahl der Gewerbeeinheiten: Festlegung im Rahmen der Hochbauplanung
Baubeginn: ab 2020
Mögliche Bauabschnitte: noch nicht definiert
Erstbezug: ab 2023
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