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Zwischen Wunsch …

Attraktivierung Wiener Platz

von Eva Rusch (Text und Fotos)

 

Die Kölner Stadtverwaltung ist beauftragt, ein Zielbild für den Wiener Platz unter den Aspekten „Aufenthaltsqualität“, „städtebauliche Gestaltung“, „Sicherheit“, „Sauberkeit“, „Begrünung“ und „Funktionalität“ zu erarbeiten. Diese soll mit interessierten Bürger*innen, Anwohner*innen und Initiativen Ideen und Gestaltungswünsche aufnehmen. Für diesen Prozess sind im Doppelhaushalt 2020/2021 250.000 Euro zurückgestellt worden. Unabhängig davon hatte sich die Mülheimia Quarterly schon vor der Corona Pandemie verpflichtet, einen Workshop zum Wiener Platz abzuhalten und damit das Engagement „#lebenaufdemwienerplatz“ fortzuführen. 

 

Gefördert durch bezirksorientierte Mittel hat die Mülheimia Quarterly in Kooperation mit der Agora Köln e. V. einen Workshop konzipiert, der nach den „Akteuren“ des Wiener Platzes fragt: Wer sind die Bürger*innen, die den Wiener Platz nutzen, um ihn herum arbeiten, ihn als Verkehrsknoten nutzen, dort wohnen, sich dort gerne aufhalten und aufhalten würden? Wer sind die Nutzer*innen des Wiener Platzes? 

 

Der „hybride“ Workshop, der Mitte August 2020 in der Mülheimer Freiheit 126 stattfand, war geprägt von einer kreativen Arbeitsatmosphäre. Bezirksamtsleitung, Bezirksbürgermeister, Architekt, Polizei, AWB, KVB, Sozialraumkoordination, Initiativen, und Vertreter*innen von Vereinen haben sich auf unsere Einladung hin beteiligt und drei Stunden lang mitgemacht. Stadtraummanager Johannes Geyer, der von der Stadt Köln für den Wiener Platz eingesetzt worden ist, bekam durch unseren Workshop einen „von 0 auf 100 Kurs“ zum Wiener Platz und seine Expert*innen. 

 

Die nebenstehenden Listen fassen die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen

  • Gastro, Gewerbe, Tagesnutzende, Anwohnende/Arbeitende
  • Transit
  • Kunst, Kultur, Sport

stichwortartig zusammen. 

 

Die rund 40 Teilnehmenden aus Verwaltung, Politik und Bürgerschaft waren sich einig, dass eine Vertiefung und eine Befragung vor Ort das Bild komplettieren sollte. Dieser Workshop konnte nur ein Anfang sein. 

 

Partizipation, Leitbildentwicklung, ein Planungskonzept zur gestalterischen Aufwertung, ein Nutzungskonzept: all dies ist wichtig. Wir konnten es jedoch nicht lassen, auch schon jetzt einige Verbesserungsvorschläge zu machen. Sie finden unten unsere Mindmap „Wiener Platz Attraktiverung“ mit „Tipps“ zu ersten Hilfemaßnahmen.

 

Einladung
Einladung
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Einladung Wiener Platz Gespräch 19. August 2020
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#lebenaufdemwienerplatz: Die Leserbefragung, das Mitmachangebot und der Workshop wurden gefördert durch bezirksorientierte Mittel der Bezirksvertretung Köln-Mülheim.

 

Workshop veranstaltet von icon Kommunikation für Kultur und Wirtschaft GmbH, AGORA Köln e. V., Mülheimer Freiheit 126



Arbeitsgruppe „GASTRO, GEWERBE etc.“
Arbeitsgruppe mit Eva Rusch (Leitung, nicht im Bild), Gabi Linde (Agora Köln e. V.), Bezirksamtsleiterin Susanne Hohenforst, Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs, Architekt Stefan Schmidt, Polizeioberrat Achim Cüppers und André Schultheis (stellv. BAL)

Gastro, Gewerbe, Tagesnutzende, Anwohnende/Arbeitende

Gastronomie

  • Biergarten Zoch: Eher mittags, Sommerzeit, breites Publikum, zum Hinsetzen
  • Currywurst-Bude: stark frequentiert, auch Kunden  von außerhalb kommen extra dort hin
  • Bäckerei Kamps: eher Schüler*innen, Arbeitende, die sich für den Tag ‚eindecken‘
  • Sitzcafé in der Unterführung: In türkischer Bewirtschaftung. Gute Preise, Leute mit Laptop, dort kann geraucht werden
  • Kebap/Pizza/Salat-Imbiss in Unterführung: „Kann man gut hingehen“, „ansprechendes Angebot“
  • Burger King
  • Eiscafé: „Ältere Personen, sitzen auf Abstand“
  • Kiosk
  • Kamps bei Woolworth: „ältere Kundschaft“

 

Gewerbe

  • Wiener Platz Galerie -> unterschiedliches Gewerbe
    • Rossmann
    • Mayersche Buchhandlung: stark besucht
    • Tedi (Kette)
    • Schlüsseldienst
    • Juwelier
    • Schreibwarenhandel: Schulmaterial, 
    • Bürobedarf, gut sortiert
    • Lidl
    • Vodafone
    • Friseur
    • „Klamottenladen“
  • Woolworth / 1 Euro Shop Klientel
  • Ärzte, Fachärzte, Physiotherapie: gehen  auch viele ältere Menschen hin
  • Apotheken, bedingt durch die ansässigen Ärzte
  • Sparkasse/Kreissparkasse
  • Wochenmarkt: 3 x die Woche, Dienstag, Donnerstag, Samstag
  • Lebensmittel
  • Lederwaren
  • Blumenladen
  • Spezialitäten z. B. Griechische 
  • Obst/Gemüse
  • Bio-Bäckerei
  • Günstige(re) Lebensmittel, die am Ende auch verschenkt werden, bzw. in Foodsharing gegeben werden
  • Migrantische und nicht migrantische Händler*innen

 

Tagesnutzende

  • KVB Nutzende / Umsteigende
  • Besucher*innen Bezirksamt
  • KVB Büro: Oft Warteschlangen
  • Pausemachende
  • Sitzende auf Treppen Nord-Süd / Seite des Platzes, Treppe am Brunnen
  • Drogennutzende
  • Familien mit Kindern auf den oberen Plätzen an den Bäumen, meist migrantische Familien, Schatten, hat man gut die spielenden Kinder im Blick, eher kein Bezug zum nahegelegenen Spielplatz
  • Einkaufende
  • Obdachlose
  • Alkoholiker*innen
  • Fahrradfahrende
  • Arztbesuchende / Apothekenbesuchende
  • Sparkassen-/Kreissparkasse Besuchende
  • Rentner*innen sitzen meist an den Bäumen auf der Galerie Seite, auch bei Zoch
  • Polizei
  • Besuchende der Stadthalle: Personalratssitzungen, Kölner Karneval => dorthin kommen Menschen aus dem gesamten Kölner Stadtgebiet, die dazu über den Wiener Platz laufen.

 

Anwohnende/Arbeitende

  • Bull-Hochhaus: gehobeneres Millieu, Wohnungen seien wohl etwas teurer
  • Genovevastraße
  • Frankfurter Straße
  • Jan-Wellem-Straße
  • KVB Mitarbeitende 
  • Taxi-Fahrende
  • Mitarbeitende AWB
  •  Stadt Köln Meldehalle
  • Mitarbeitende Stadt Köln Bezirksvertretung
  • Streetworker*innen
  • Gewerbetreibende 
  • Gastrobetreibende
  • Stadtsparkasse- und Kreissparkassenmitarbeitende
  • Versicherungsmitarbeitende 
  • Ärzt*innen und deren Personal
Arbeitsgruppe „TRANSIT“ mit Dr. Tim Lücke (icon design), Sonja Langner (Agora Köln e. V.), Jessica Hoppe (Mülheimer Freiheit 126), Ulf Bohndorf (KVB)  und zugeschaltete Teilnehmer*innen
Arbeitsgruppe „TRANSIT“ mit Dr. Tim Lücke (icon design), Sonja Langner (Agora Köln e. V.), Jessica Hoppe (Mülheimer Freiheit 126), Ulf Bohndorf (KVB) und zugeschaltete Teilnehmer*innen

Transit

Pendelnde

  • Chaos, unübersichtliche Regelungen
  • Transit übernimmt nur wenig Verantwortung, da nur Passanten
  • Knotenpunkt Verkehrsmix
  • Übergang von Wiener Platz zur Buchheimer Straße/Brücke (Fußgänger, Fahrradfahrer)
  • Übergang durch Unterführung (Schlucht) ampelfrei (Fußgänger, Fahrradfahrer)
  • Übergang Fahrradfahrende (Fußgänger*innen) von Süden kommend
  • Überweg Brückenauffahrt (Ampel), danach Überquerung des Rings in Höhe der Sparkasse (Ampel) Überweg und Drängelgitter Linie 4 Trasse oder südlicher Überweg an Bushaltestelle mit Ampel
  • Situation vor Wiener Platz Galerie: „Riesenfrequentierung“ durch Fußgänger  
  • Situation vor Bezirksrathaus: wenig Fußgängerverkehr, unsicherer Fahrradweg
  • Situation vor Wiener Platz Galerie/Genovevastraße extrem eng, Bushaltestelle mit 4.000 Bussen täglich
  • Situation Wiener Platz, Eingang Frankfurter Straße (vor Woolworth): wenig Fahrradabstellmöglichkeiten
  • Situation Wiener Platz an Frankfurter Straße/ Eulenbergstraße: Bushaltestelle mit 20.000 Bussen täglich und Taxistand
  • Schulweg über Jan-Wellem-Straße
  • Bushaltestelle an der Elisabeth-Breuer-Straße
  • Passierende Marktbetreiber*innen
  • Marktbesucher*innen

Nutzende des Verkehrsknotens

  • Schüler*innen
  • Reisende via Bahnhof Mülheim
  • Wiener Platz nicht benutzbar (Pflasterung) Kinderwagen, Rollstuhl-, Rolatorenfahrer*innen
  • verschiedene Tageszeiten verschiedene Nutzer*innen und Frequentierung
  • Unsicherheit über Sachlage (Fahrradfahrer*innen, Fußgänger*innen)
  • Strukturierung für Fahrradfahrer*innen problematisch 
  • Bewegungsmuster zu verschiedenen Zeiten: wer bewegt sich wann und wie?
  • Ampeltaktungen
  • Übergangslösung vor Fertigstellung der Brücke

PKW

  • Parkmöglichkeiten Pkw 
  • nördlich Parkhaus Wiener Platz Galerie über
  • Genovevastraße 
  • südlich Parkplätze hinter Bezirksrathaus über Jan-Wellem-Straße und Bergischem Ring
  • Autoverkehr problematisch, da Schnittstelle von drei Bundesstraßen (506,8,51)
Großes Interesse an neuen kulturellen Nutzungen des Wiener Platzes wurden bei der Mitmachaktion der Mülheimia Quarterly am Mülheimer Tag 2019 formuliert.
Großes Interesse an neuen kulturellen Nutzungen des Wiener Platzes wurden bei der Mitmachaktion der Mülheimia Quarterly am Mülheimer Tag 2019 formuliert.

Kunst • Kultur • Sport

Funktion des Platzes

  • Versammlungsplatz
  • Wohnzimmer
  • Bühne
  • Laufstrecke / Start-Ziel Punkt
  • Lebendiger Raum  > verdrängt Angstraum
  • Aufenthaltsfläche
  • Theater, Forum, Kolosseum
  • Ruhe-Raum
  • Sandkasten
  • Informationsstand
  • Außengastronomie (Zochs Biergarten) mit zeitweise Sandkasten als Kunstort / Auftrittsort

 

Künstlerische Elemente

  • Brunnen (derzeit leise und unscheinbar) – Potenzial für Lichtraum, Ruheraum
  • Pflöcke rund um den Glasboden müssen weg
  • Mülheim 2020 „Skulptur“ obsolet?
  • Schifffahrtsbrunnen

Bewertung der bestehenden

Möglichkeiten

  • Friedliche Co-Existenz von vielen verschiedenen Nutzergruppen ist meistens gewährleistet
  • Verschiedene Bereiche (baulich und inhaltlich) sollten bestmöglich verknüpft sein
  • Vermischung der Milieus ist wichtig und erstrebenswert – Zusammenbringen, gemeinsame Plattformen schaffen, Brücken schlagen
  • Positive Beispiele, an denen das bereits gelingt: Mülheimer Nacht, Mülheimer Tag, Musikauftritte niederschwellig ohne Bühne, Demos

 

Liste von Veranstaltungen und

Kunstaktionen 

 

Feste >

  • Karneval (mehrmals ausgesetzt – 2021 wieder angesetzt) Bühne Donnerstag zur Eröffnung
  • Mülheimer Tag 
  • „Markt der Möglichkeiten“
  • Weihnachtsmarkt
  • Jahrmarkt (zu Ostern?) / Kirmes mit großem Autoscooter mehrmals jährlich
  • Demos mit Kundgebungen u. a. 
  • One Billion Rizon  
  • Straßenfest mit Bühne
  • Bandauftritte ohne Bühne > sehr gemischt! Neue Nutzergruppen!

 

Neue Feste >

  • Mülheimer Nacht > sehr gemischt! > Auch neue Nutzergruppen!
  • (Sub)Kultur Straßenmusik (Saxophonist in Unterführung, Gitarrist am Eingang zur U-Bahn)
  • Straßenmusiker*innen
  • Rappen, Hip-Hop, Gettoblaster Anwohner*innen, Migrant*innen Jugendliche
  • Drogenkonsum --> Konsumraum fehlt
  • Theaterveranstaltungen unter der Mülheimer Brücke. „Die Stadt von der anderen Seite sehen“ vom  Schauspiel Köln > spezielle „kleine“ Zielgruppe
  • Sport
  • Pänzlauf (50-60 Kids) Start und Ende
  • Familien
  • Sportler*innenehrung
  • Halbmarathon (teilweise Start / Ziel Wiener Platz
  • Beachvolleball > Sportler*innen und Besucher*innen

 

„Vergessene“ Zielgruppen ohne

derzeitige Bühne/Plattform

  • Multikulti & Inter-Religion: Interkulturelles Fest fehlt, Ruheraum / Meditationsraum 
  • Ruhe Suchende: Kontrast zur Arena wird vermisst
  • Drogenkonsumenten: für eine Millionenstadt hat Köln sehr wenige sichere Konsumräume. Am Wiener Platz gibt es eine große Präsenz aber keinen sicheren Raum. Ein Konsumraum würde vor allem tagsüber für Entspannung sorgen.
  • Straßenmusiker*innen
  • Jugendliche: benötigen Bewegungsraum und Rückzugsraum / Aufenthaltsraum


… und Wirklichkeit

Attraktivierung Wiener Platz

Hier finden Sie unsere Tipps zur Soforthilfe „Wiener Platz Attraktivierung“ in einer sogenannten Mind Map. Manches ist augenscheinlich, wie die Sanierung des Brandschadens oder notwendige Beseitigung des Taubendrecks. Anderes bedarf weiterer Beteiligungsprozesse. Kulturangebote kann u. a. die wachsende Mülheimer Kulturszene bestreiten. Auch ein(e) Platzmanager*in erscheint ratsam.


Die schweren Schäden, die beim Brand des U-Bahnhofs Wiener Platz entstanden sind, hat die KVB nicht sanieren lassen. Ein Heim für Tauben sind die Glasdächer und Absätze in der Unterführung.
Die schweren Schäden, die beim Brand des U-Bahnhofs Wiener Platz entstanden sind, hat die KVB nicht sanieren lassen. Ein Heim für Tauben sind die Glasdächer und Absätze in der Unterführung.
Der Wiener Platz ist nicht Wurst und benötigt die gleiche Aufmerksamkeit wie der Ebertplatz. Ein Imagewandel ist nötig.
Der Wiener Platz ist nicht Wurst und benötigt die gleiche Aufmerksamkeit wie der Ebertplatz. Ein Imagewandel ist nötig.
Besseres Licht in der Unterführung würde auch dieses Po-up Café attraktiver machen.
Besseres Licht in der Unterführung würde auch dieses Po-up Café attraktiver machen.

Wiener Platz Map, Eva Rusch
Wiener Platz Map, Eva Rusch

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